The Hemulic Voluntary Band
Über Ritual wurde bereits viel Lob ausgeschüttet. Pressevertreter wie Fans sind sich seit ihrem Debütalbum im Jahre 1995 darin einig, dass die schwedische Formation zu den ungewöhnlichsten und innovativsten Erscheinungen der internationalen Rockszene gehört. Die vier Bandmitglieder Patrik Lundström (Gesang, Gitarren), Jon Gamble (Keyboards, Harmonium, Harmonika & Gesang), Fredrik Lindqvist (Bass, Busuki, Mandoline, Flöten, etc.) und Johan Nordgren (Schlagzeug, Percussions) vermischen in ihren höchst individuellen Kompositionen Elemente von Rock, Folk und Worldmusic, streuen Jazz ein oder führen die Songs bis an die Grenzen zur Avantgarde. Gibt es namhafte Vorbilder in der Historie der Rockmusik? Sicherlich könnte man als Blaupausen Gentle Giant, King Crimson, Camel, Genesis oder sogar frühe Jethro Tull anführen. Indes: Mit ihrem neuen Album The Hemulic Voluntary Band beweisen die vier Skandinavier erneut, dass sie sich am liebsten einer Klassifizierung entziehen und ein in jeder Hinsicht eigenständiges Werk vorlegen, dessen kreative Spannweite sich kaum in Worte kleiden lässt. Oder wie es Sänger Patrik Lundström, der übrigens auch zur schwedischen Prog-Legende Kaipa gehört, treffend formuliert: “Musikstilen einen konkreten Namen zu geben ist immer riskant, aber ich denke, dass ´Progressive Rock` dieses Album wohl am treffendsten beschreibt. Der Begriff steht allgemein für eine Musik, in der die Kompositionen kunstvoller als bei normalen Rock- oder Popsong-Strukturen angelegt sind und die Arrangements gezielt Einflüsse anderer Genres in sich aufnehmen. Beide Charakteristika gelten auch für das neue Ritual-Album.”
Dabei geht The Hemulic Voluntary Band in Punkto Facettereichtum sogar noch einen ganzen Schritt weiter als die Vorgänger Ritual (1995), Superb Birth (1999) oder Think Like A Mountain (2003). Ritual schicken ihre Zuhörer durch alle Ecken und Winkel des Genres und verlangen dabei nicht viel, nur eines: volle Aufmerksamkeit! Seichte Hintergrundberieselung klingt anders, wer auf musikalisches Fast Food steht ist bei Ritual allgemein und bei ihrem neuesten Album im Besonderen an der falschen Adresse. Lundström: “Auf gewisse Weise ist diese Scheibe mit ihrem langen epischen Track, den vielfältigen Stimmungen und der ungewöhnlichen Instrumentierung unser bislang progressivstes Werk. Die Folk-Einflüsse sind für uns normal, denn Fredrik und Johan spielen Folk-Instrumente wie Busuki, Pfeifen, Schlüsselfidel, etc. Seit Karrierebeginn hat Fredrik uns auf unterschiedliche Folkbands und ethnische Musik aufmerksam gemacht, was uns viel Freude bereitet. Deshalb waren die Folk-Einflüsse immer ein wichtiger Teil unseres Sounds und stellen eine unserer auffälligsten Markenzeichen dar.”
Natürlich kann man das neue Album nicht beschreiben, ohne auf seinen ungewöhnlichen Titel einzugehen. Wer oder was ist die ´Hemulic Voluntary Band` und woher kommt der Name? “Hemulic Voluntary Band stammt aus Tove Janssons Bücher über die Familie der Mumins. In einigen Geschichten wird ein Orchester namens ´The Hemulic Voluntary Brass Band` erwähnt. Hemulens sind Kreaturen, die in der Welt der Mumins leben. Die Band der Hemulens ist eine Art Blaskapelle und spielt gelegentlich bei Festivitäten. Allerdings erzählt Tove Jansson nicht allzu viel über diese fiktive Gruppe. Aber wir mochten den Namen und hatten das Gefühl, uns mit ihm identifizieren zu können. Wir fühlen uns selbst wie eine Hemulic Voluntary Band!”
Was das konkret bedeutet erfährt man spätestens beim 26minütigen Finale ´A Dangerous Journey`. Ein Epos, ein Statement, ein Ereignis! “Ein wirklich abenteuerlicher Track mit vielen verschiedenen Stimmungen und Instrumenten”, erklärt Lundström. “Die ersten neun Minuten sind rein akustisch, mit Gitarre, Busuki, Schlüsselgeige (Nyckelharpa) und Harmonium. Dann wird der Song elektrisch. Der Trick bei langen Nummern ist, einen natürlichen Fluss zu gewährleisten. Wir wollten keinen langen Song nur der Länge wegen – man sollte einen nachvollziehbaren Grund dafür haben. ´A Dangerous Journey` ist fast wie eine Aneinanderreihung einzelner Stücke, die durch eine epische Geschichte sowie ineinander greifende musikalischen Themen verbunden sind.” Eine Beschreibung, die im Grunde genommen für die gesamte Scheibe gilt!